Hannahs Saatgut-Tipps

Hannahs Saatgut-Tipps

Der Januar ist genau die richtige Zeit im Jahr um sich voll Vorfreude auf den Frühling in allerlei Saatgutkataloge und Homepages von Saatgutlieferanten zu vertiefen. Gerade wenn die Anbauplanung für das kommende Jahr noch nicht fertig ist, findet man hier schöne Anregungen für neue Sorten und Arten, die im Frühling und Sommer getestet werden können. Eine Liste mit Bezugsquellen für ökologisches Saatgut finden Sie unter https://www.gartenrundbrief.de/biogarten_saatgut.php.

 

Sehr ans Herz legen können wir Ihnen übrigens das junge Garten-Startup RANKWERK, welches von unseren Freunden aus Kiel geführt wird. 

 

Die Entscheidung, welche Gemüsearten man anbauen möchte, ist hauptsächlich davon abhängig, wie viel Platz man in seinem Garten hat, ob Flächen unter Glas zur Verfügung stehen und natürlich davon, welches Gemüse man gerne isst. Bei der Wahl der Sorte wird es schon etwas schwieriger. Selbst wenn man sich von vornherein auf ökologisches Saatgut festlegt, ist die Auswahl noch sehr groß. Deshalb werde ich im Folgenden auf einige Punkte eingehen, in denen sich Sorten voneinander unterscheiden.

 

Reifezeitpunkt

Es gibt sogenannte frühe, mittlere und späte Sorten. Die Sorten unterschieden sich nicht nur in ihrem Reife- sondern auch in ihrem Aussaatzeitpunkt. Es lohnt sich häufig von einer Gemüseart mehrere Sorten mit verschiedenen Reifezeitpunkten anzubauen. So hat man nicht in einer kurzen Zeit sehr viel von einem Gemüse (das man eventuell auch noch schlecht bevorraten kann) sondern kann erst die frühe und danach die spätere Sorte ernten und essen. Das gleiche Vorgehen ist auch für Obst (Erdbeeren, Äpfel, Beerenfrüchte) bekannt und empfehlenswert.

Liegt ihr Garten in rauerem Klima (Berglagen) ist es empfehlenswert Sorten zu wählen, die eine kürzere Wachstumsperiode (frühe Sorten) haben, da bei späten Sorten die Gefahr besteht, dass sie erst sehr spät oder gar nicht mehr abreifen (zum Beispiel bei Zuckermais).

Außerdem möchten Sie die Flächen in Ihrem Garten optimal nutzen. Auch hier helfen Ihnen frühe Sorten, nach denen man noch eine Folgefrucht anbauen kann (z. B. Radieschen vor Tomaten) oder späte Sorten, vor denen man bereits ein anderes Gemüse geerntet hat (Winterporree nach Salat) weiter.

 

Samenfeste Sorten/Hybridsorten

Immer wieder hört man, man solle samenfeste Sorten anbauen. Die Hybridsorte ist so etwas wie der Teufel der Bio-Kleingärtner. Keine Angst, ich werde dem nicht widersprechen, aber ich möchte an dieser Stelle mit einem weit verbreiteten Gerücht aufräumen und außerdem erklären, was eigentlich der Unterschied zwischen Hybriden und samenfesten Sorten ist. Zu wissen, was man richtig und gut findet macht schließlich nur halb so viel Spaß, wenn man nicht weiß, warum es richtig und gut ist.

Das Gerücht: Aus Hybridsorten kann kein Saatgut gewonnen werden. Sie sind unfruchtbar.

Das ist falsch. Es gibt zwar Pflanzenzüchtungen wie die kernlose Weintraube, die unfruchtbar sind, aber das liegt weder an der Hybridzüchtung noch trifft es auf unsere klassischen Gartengemüse wie die Hybridtomate, vor der immer wieder gewarnt wird, zu. Dass man aus einer kernlosen Weinbeere kein Saatgut gewinnen kann, ist einleuchtend. Da man Reben über Stecklinge vermehrt aber auch unproblematisch. Kommen wir also zur Hybridtomate: Haben Sie schon einmal Tomaten ohne Kerne getroffen? Ich nicht. 

Womit das Saatgutproblem geklärt wäre. Man kann auch aus Hybridsorten Nachkommen ziehen. Das Problem ist nur, dass man nicht abschätzen kann, wie diese wachsen, aussehen oder schmecken werden.

Und um das zu verstehen müssen wir einen kurzen Exkurs in die Biologie unternehmen. Dabei treffen wir auf Gregor Mendel. Genau, das ist der Mönch mit den Erbsen. Und der hat entdeckt, wie einzelne Merkmale vererbt werden.

Jede Pflanze hat Erbgut von Mutter und Vater. Das ist wie bei uns Menschen. Wenn man nun das Erbgut einer sogenannte Liniensorte (das sind die „samenfesten“ Sorten) betrachtet, sieht man, dass die wertbestimmenden Gene doppelt vorliegen, also von Mutter und Vater gleich vererbt wurden. Das nennt man reinerbig. Wir betrachten im Folgenden beispielhaft ein einzelnes Gen und nennen es AA (ein A von der Mutter, ein A vom Vater).

Bauen Sie solche reinerbige Tomaten in ihrem Gewächshaus an, werden die Nachkommen der Pflanzen sowohl von der Mutter als auch vom Vater das gleiche Gen A erben und somit selbst AA als Gen tragen. Das führt dazu, dass die Nachkommen der reinerbigen Pflanzen genauso aussehen, schmecken und wachsen wie ihre Eltern.

Bei den Hybridsorten wird es etwas komplizierter. Hier werden absichtlich zwei verschiedene Liniensorten gekreuzt. Diese Sorten sollten nach Möglichkeit ähnliche Eigenschaften haben (z. B. große feste Tomaten). Fast alle Eigenschaften werden durch mehrere Gene beeinflusst, so dass zwar beide Sorten reinerbig und mit großen festen Früchten ausgestattet sind, sich genetisch aber deutlich unterscheiden. Wir nehmen hier unsere Liniensorte von oben (AA) und kreuzen sie mit einer anderen Sorte, die mit dem Gen BB ausgestattet ist. Die Nachkommen erben nun von der Mutter ein A und vom Vater ein B und haben selbst das Gen AB.

Damit sind wir beim Vorteil der Hybridsorten angelangt. Die Nachkommen der gekreuzten reinerbigen Sorten haben jetzt, da die Eltern sich genetisch deutlich unterschieden, noch mehr Gene, die große feste Tomaten wachen lassen, als jede einzelne ihrer Elternpflanzen. Das nennt man übrigens „Heterosiseffekt“. Und weil diese Tomaten größer und fester sind als die ihrer Eltern lohnt es sich besonders im Erwerbsgartenbau auf Hybridsorten zurückzugreifen. Auf diese Weise ist es auch besser möglich, Tomaten zu produzieren, die sich gut transportieren und lagern lassen und die hohe Erträge generieren. Deshalb sollten Sie sich nicht ärgern, wenn die besonders schmackhaften Liniensorten aus der Region in Ihrem Bioladen so viel teurer sind als die einfachen Hybridsorten. Der Gärtner, der diese samenfesten Tomaten für Sie anbaut muss mit niedrigeren Erträgen rechnen als sein Kollege mit den Hybridsorten.

Kommen wir nun zum Saatgut von Hybridsorten. Kreuzt man nämlich zwei von den Hybridtomaten (AB), so erhält jeder Nachkomme entweder ein A oder ein B von seinen Eltern. Und damit ist nicht mehr vorauszusagen, wie diese Nachkommen aussehen werden. Denn sie könnten entweder AA oder AB oder BB als Erbgut haben. Da eine solche Pflanze sehr viele Gene hat, gibt es die wildesten Kombinationsmöglichkeiten und die Nachkommen werden alle verschieden aussehen. Wenn Sie also eine sehr leckere Tomate angebaut haben, die eine Hybridsorte war und aus den Kernen im nächsten Jahr wieder Tomatenpflanzen ziehen, so werden diese einfach nicht sicher genauso schmecken und aussehen, wie die im letzten Jahr. Wachsen werden sie trotzdem.

Mit diesem Wissen können Sie nun auch verstehen, warum vor der Verwendung von Hybridsorten in Entwicklungsländern gewarnt wird. Durch den Einkauf von Hybridsorten kann zwar häufig in einem Jahr eine höhere Ernte generiert werden, die Bauern sind aber auch im nächsten Jahr davon abhängig Saatgut einzukaufen und können nicht einfach einen Teil der Ernte zurückbehalten und wieder aussäen. Ein Mais- oder Reisbestand mit so unterschiedlichen Pflanzen (groß, klein, früh und spät abreifend) ist quasi nicht zu ernten. So wird innerhalb von nur einem Jahr eine „ewige“ Abhängigkeit zwischen Bauer und Saatguthersteller erschaffen, die spätestens nach der ersten witterungsbedingt schlechten Ernte zu einem Problem für den Bauern wird. Er hat dann durch den Verkauf seines geringen Ertrags nur ein geringes Einkommen, muss aber im Folgejahr trotzdem wieder zum gleichen hohen Preis neues Saatgut einkaufen.

 

Regionalsorten

Regionale Sorten sind oft alte Sorte, die schon seit vielen Jahrzehnten in einer bestimmten Gegend angebaut werden. Woher die Sorte kommt, ist oft schon an ihrem Namen erkennbar (z. B. Holsteiner Platter Weißkohl). Diese Sorten sind besonders gut an das Klima und die Bodenbedingungen in der jeweiligen Gegend angepasst.

Bei einem Holsteiner Kohl ist also davon auszugehen, dass er, da im maritimen Klima gezüchtet, mit besonders harten Frösten im Alpenvorland schlechter zurechtkommt, als eine dort gezüchtete Sorte.

Ale regionale Sorten finden Sie besonders bei kleinen regionalen Saatgutzüchtern und bei regionalen Saatguttauschbörsen z.B. http://www.lebendige-vielfalt.org/


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